Naturheilkunde


Stoffwechselstörung HPU/KPU



Stoffwechselstörung - Hämopyrrollaktamurie (HPU)

Die HPU ist eine enzymatische Stoffwechselstörung bei der die chemische Verbindung Hämopyrrollaktam = HPL (5-Hydroxy-Hämopyrrollaktam-Zink-Chelat-Komplex) im Urin nachgewiesen werden kann.

Auslöser der Stoffwechselstörung

HPU ist eine zu 99% vererbte Stoffwechselstörung (von Mutter oder Vater) des Häm-Bio-Synthesewegs (Eisen-Molekül Bildung) und gehört zu den „Pyrrolurien“, wie auch die Kryptopyrrolurie (2,4-Dimethyl-3-Ethylpyrrol). Es liegen auch Berichte von Dr. med. Bodo Kuklinski über Halswirbelsäulen-Traumata und Prof. Dr. med. Armin E. Heufelder über Schwermetallbelastungen als Auslöser für eine HPU vor.

Verbreitung der Stoffwechselstörung

Ca. 10 - 20% der Bevölkerung sind davon betroffen, auffällig ist, dass zehnmal so viele Frauen von der HPU betroffen sind wie Männer.

Hintergründe der Stoffwechselstörung

Bei der HPU ist die Synthese (=Zusammenfügung) von Häm gestört. Das bedeutet, dass neben „richtigem“ Häm auch eine gewisse Menge „falsches“ Häm gebildet wird. Es entstehen toxische Zwischenprodukte , d.h. Substanzen die giftig für das Gehirn und Nervengewebe sind. Damit der Körper dieses „falsche“ Häm ausscheiden kann, bindet er es an aktives Vitamin B6 (Pyridoxal-5-Phosphat), Zink und in geringen Mengen auch an Mangan, damit es wasserlöslich wird und über den Urin ausgeschieden werden kann.

Die HPU führt zu großen Verlusten an aktivem Vitamin B6, Zink und teilweise auch Mangan. Dadurch ist unsere körpereigene Entgiftung gestört.

Das entstehende Nährstoffdefizit kann nicht alleine über die Ernährung ausgeglichen werden.



Die Voraussetzungen hierzu wären vorhandene gute Nährstoffspeicher, keine Umweltbelastungen und ein weitgehend stressfreies Leben, Lebensumstände die heutzutage sehr selten sind. Ob sich Symptome oder Krankheiten entwickeln, hängt somit auch von den Lebensumständen und von der Giftexposition des jeweiligen Körpers ab.

Verluste und Mangel an Mikronährstoffen sind zentrale Themen bei der HPU . Es sind ausnahmslos alle Zellen im Körper betroffen, die Mitochondrien ("Kraftwerke der Zellen") und einen Zellkern aufweisen.



Diagnostik:

Durch eine ausführliche Erhebung der Krankengeschichte mit Familienanamnese, körperlichen Merkmalen, Laborwerten und/oder Biophotonenmessung (in meiner Praxis) kann die Verdachtsdiagnose gut gestellt werden. Die Stoffwechselstörung HPU/KPU kann anschließend mit Hilfe eines Urintests dem HPU-Test® / KPU- Test® festgestellt werden. Dabei wird die Konzentration von Hämopyrrollaktam bzw. 2,4-Dimethyl-3-Ethylpyrrol im Morgenurin oder 24 Stunden Sammelurin bestimmt.

Therapie:

Therapiert wird die HPU/KPU ausschließlich mit Mikronährstoffen, also Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Zusätzlich hilfreich sind entgiftende Maßnahmen, Darmsanierung, Stressabau und die richtige Ernährung.

Auswirkungen dieser Stoffwechselstörung in der BIOCHEMIE:

"Die Struktur beherrscht die Funktion"



Häm

Da nicht ausreichend Häm gebildet werden kann, können Defizite in allen Bereichen auftreten, in denen Häm benötigt wird - 34 menschliche Enzyme haben Häm als Cofaktor: z.B. · bei der Hämoglobinsynthese (Häm ist Bestandteil vom Hämoglobin in den roten Blutkörperchen) mit der Folge einer verminderten Sauerstoffversorgung im Körper. Niedrige Häm-Spiegel in roten Blutkörperchen führen zu chronischer Müdigkeit.
· bei der Entgiftung in der Leber (Häm ist Bestandteil vom Cytochrom P450) mit der Folge einer verminderten Entgiftungskapazität für Schwermetalle, Umweltschadstoffe und Stoffwechselprodukte.
· es spielt auch eine Rolle als Cofaktor beim Steroidhormon-Stoffwechsel, Gallensäurebildung, Calcitriolbildung (Vitamin-D-Hormon) sowie bei der Cholesterin-Biosynthese.
· bei der mitochondrialen ATP-Synthese (Häm ist Bestandteil vom Cytochrom C) mit der Folge einer verminderten Energiegewinnung in den Zellen.
· beim Aufbau und Sauerstoffversorgung von Muskelgewebe (Häm ist Bestandteil vom Myoglobin) mit der Folge einer verminderten Muskelkraft.

Symptome, Beschwerden und Folgeerkrankungen können durch Belstungssituationen ausgelöst werden: z.B.

Infektionen, chronischer Stress, körperliche Überbelastung, hormonelle Umstellungen (Pubertät, Geburt, Menopause), psychische und physische Traumata und Verletzungen, Operationen, Schwermetallexposition, Belastung mit Umweltgiften und Chemikalien, Einnahme von bestimmten Medikamenten, starke Sonnenexposition und Diäten.

Folgen des Mikronährstoffmangels:



· Niedriger Nährstoffgehalt an Zink:
Das Spurenelement Zink wird als Cofaktor für ca. 300 Enzymfunktionen im Körper benötigt.
Zink ist wichtig für die Entgiftung, Haut, Haare, Nägel, die Hormonproduktion, das Immunsystem, die Insulinspeicherung, den Schutz vor freien Radikalen, die Sinneswahrnehmungen, die Synthese von Neurotransmittern, sowie für Wachstum und Entwicklung.
Zink wird für die Aktivierung von Vitamin B6 in die aktive Form P5P (Pyidoxal-5-Phosphat) benötigt.

· Niedriger Nährstoffgehalt an Vitamin B6 (P-5-P):

Vitamin B6 gehört zur Gruppe der wasserlöslichen B-Vitamine und kann im Körper nur wenig gespeichert werden. Bei der HPU wird Vitamin B6 in größeren Mengen verloren! Vitamin B6 ist das wichtigste Vitamin für die Synthese und den Stoffwechsel von Aminosäuren und Proteinen. Proteine (Eiweiße) bilden eine Gruppe von Nährstoffen in unserer Nahrung und Aminosäuren sind ihre kleinsten Bausteine. Das Vitamin B6 liegt in drei inaktiven Formen vor: PL (Pyridoxal), PN (Pyridoxin) und PM (Pyridoxamin). Damit sie biologisch wirksam sein können müssen die inaktiven Formen durch das anhängen einer P (Phosphatgruppe) phospholiert werden.

Dazu muss aber genügend Zink und Magnesium vorliegen.

Dr. John Kamsteeg, der wissenschaftliche Leiter des Allergiezentrums KEAC in den Niederlanden und der führende europäische Forscher auf dem Gebiet der HPU, weist darauf hin, dass die Gabe von bereits aktivierten B- Vitaminen meist effektiver ist.

Das aktivierte Vitamin P5P wird als Cofaktor für ca. 100 Enzymfunktionen im Körper benötigt.

Es ist wichtig für den Auf- und Umbau von Eiweißen und Aminosäuren, für die Entgiftung, Aufbau von Neurotransmittern (Serotonin, Dopamin, Noradrenalin, GABA), Synthese von Vitamin B3 aus L-Tryptophan, Blutbildung, Immunsystem, Bildung von Sexual- und Schilddrüsenhormonen, Entgiftung von Homocystein, Bindegewebe, die Synthese von: Taurin, Niacin, Picolinsäure, Kreatin, Phospholipiden, Myelinlipiden, Lipidstoffwechsel, Fettsäuresynthese, Nukleinsäuren, Moblilisierung von Glykogen, Methylierungsreaktionen, Histaminabbau.

· Niedriger Gehalt des essentiellen Spurenelements Mangan:

Mangan ist Cofaktor einiger sehr wichtigen Enzyme, die für den Schutz, die Entgiftung und auch den Aufbau im Körper sehr wichtig sind.
In bestimmten Enzymen kann es bei Mangel durch Magnesium ersetzt werden.
Mangan ist für folgende Vorgänge in unserem Körper wichtig:
Abbau von Aminosäuren, Abbau von Histamin, Bereitstellung von Glucose im Blut, Blutgerinnung, Dopamin und weitere Neurotransmitter, Entgiftung von Ammoniak, Insulinsynthese und Sekretion, Kohlenhydrat-und Fettstoffwechsel, Kollagenaufbau (Knochen, Knorpel, Bindegewebe, Wundheilung, Reduktion von Plaques in Blutgefäßen, Schutz gegen oxidativen Stress, Bildung von Cholesterin, Melanin (Pigment), Schilddrüsenhormonen, Sexualhormonen, Unterstützung des Vitamin B1 Stoffwechsels, Gleichgewichtsorgan, Darmschleimhautaufbau.

Weitere Nährstoff- oder Laborwertveränderung die bei HPU auftreten können.


Mangel:

Eisen, Vitamin D, Kupfer, B-Vitamine, Magnesium, Coenzym Q10, L-Carnitin, Taurin, Omega3-, Omega-6 Fettsäuren, SAM(S-Adenosylmethionin), Selen, Gluthation, Molybdän, Jod, Chrom, Tryptophan , Immunglobulin A, zu kleine rote Blutkörperchen sowie Cortisol.

Erhöhung:
Lebertransaminasen, Homozystein und Blutzucker.

Was sind Enzyme und Cofaktoren?


Enzyme sind Biokatalysatoren, sie ermöglichen den Stoffwechsel im Körper. Viele Enzyme benötigen Cofaktoren, damit sie arbeiten können. Cofaktor ist ein Überbegriff für verschiedene Moleküle (z.B. Häm) und Molekülgruppen, die für die Funktion von bestimmten Enzymen unerlässlich sind.

Mögliche Beschwerden und Erkrankungen die auf HPU oder Kryptopyrrolurie hinweisen können:



Körpermerkmale die häufig zu finden sind:
Weiße Flecken auf den Nägeln, überdehnbare Gelenke, schwaches Bindegewebe, Schwangerschaftsstreifen (auch ohne Schwangerschaft), blasses Gesicht, engstehende und/oder große Vorderzähne, Gesichtsschwellung, verlängerter zweiter Zeh, blau-weiße Skleren (das Weiße im Auge hat einen bläulichen Schimmer), gelbbraune Hautfärbung durch die Sonne, dunkle Ränder unter den Augen, schwache Muskulatur (häufig an den oberen Extremitäten).

Bewegungsapparat:
Muskelschwäche, Gelenkschmerzen, Arthrose, frühe Bandscheibenvorfälle, Fibromyalgie, Skoliose, Gleichgewichts- und Orientierungsstörungen, Neuropathien.

Verdauungssystem:
Schlechte Eiweißverdauung , Alkoholunverträglichkeit, Obstipation, wechselnde Stuhlkonsistenz, Bauchschmerzen, Magen-Darm-Störungen, Blähungen, Magersucht, Bulämie, Fruktose- und Histaminintoleranz, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Allergie auf Kuhmilch, Weizen, Kaffeeunverträglichkeit, Gewichtszunahme.

Herz-Kreislaufsystem:
Niedriger Blutdruck, schneller Puls, Schwindel, Arteriosklerose, später Bluthochdruck, Herzinfarkt.

Hormonsystem:
Prämenstruelles Syndrom, Zysten der Eierstöcke (polyzystische Ovarien), Myome, Wachstum der Brustdrüsen, herabgesetzte Fruchtbarkeit, Fehlgeburten, Schwangerschaftsübelkeit, Schwangerschaftskomplikationen, verzögerter Orgasmus, Glatzenbildung bei Männern, Erektionsstörung, Impotenz, sinkende Spermaqualität, Schilddrüsenunter-/überfunktion, Hashimoto, Östrogendominanz (Fettansammlung an Hüfte und Beinen), starkes und häufiges Schwitzen, Hypoglykämien, Diabetes Typ 2, Parkinson.

Sinnessysteme - Haut:
Weisse Flecken auf den Fingernägeln, Risse in der Haut, trockene Haut, Pusteln, Akne, Dermatitis, Beeinträchtigung des Geruch-, Geschmack- und Hörsinn, Sonnenlichtempfindlichkeit, Haarausfall oder zu starke Behaarung, Tinnitus, Nachtblindheit, grauer Star, Makuladegeneration.

Zähne:
Kariöse Zähne (auch schon bei Kleinkindern), Amalgamunverträglichkeit.

Immunsystem:
Infektanfälligkeit, Chronische Entzündungen, gehäuft Infekte der oberen und unteren Atemwege, Halsentzündungen, Nasennebenhöhlenentzündungen, Mittelohrentzündungen, Bronchitis, Lungenentzündung, Blasenentzündungen, Gallensteine, Entgiftungsstörung, Krebs, Borreliose, Epstein -Barr- Virusinfektion, Nierensteine, Nierenerkrankungen, Nebennierenschwäche, Übersäuerung

Gehirn-Neurotransmitterstoffwechsel-Psyche:

Schlechtes Kurzzeitgedächtnis, sinkende Gedächtnisleistung, Lernstörungen (ADS, ADHS), Aggression, Psychosen, Kopfschmerzen, Migräne, Depression, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, schnelle Erschöpfbarkeit, Ängste/Ängstlichkeit (gerade bei Kindern), Perfektionismus, leidenschaftliches Verhalten (Getrieben sein, innere Unruhe), Selbstmordgedanken, Schlafstörungen, geringe Stresstoleranz, Burn Out

Medikamentenunverträglichkeit:

Pille, Schmerzmittel, Östrogene, Diazepam

Erhöhte Elektrosmogempfindlichkeit:
Die Erkennung und Behandlung dieser Stoffwechselstörungen liegt mir in meiner Praxis sehr am Herzen, da ich selbst HPU habe. Betroffene Menschen haben oft einen langen Leidensweg hinter sich und werden nicht selten in die psychosomatische Ecke gesteckt.

Meine Behandlungserfahrung von Patienten mit dieser Stoffwechselstörung und meine eigene persönliche Erfahrung lassen bei mir keine Zweifel aufkommen, wie wichtig die regelmäßige Behandlung mit den fehlenden Mikronährstoffen ist.


Wird die HPU/KPU nicht erkannt, ist eine Stabilisierung, eines bereits aus dem Tritt gekommenen Körpersystems kaum oder nur ungenügend möglich. Wie schnell der Stoffwechsel sich normalisiert und an welcher Stelle die Regulation beginnt, ist häufig nicht vorhersehbar. Die Dauer bis der Stoffwechsel wieder rund läuft, ist sehr unterschiedlich. Von einigen Wochen, über einige Monate bis hin zu einigen Jahren.

Folgenden Spruch möchte ich meinen Patienten mit auf den Weg geben:

„Es ist nicht schlimm diese Stoffwechselstörung zu haben, viel schlimmer ist es, nicht zu wissen, dass man HPU/KPU hat.“



Mit dem Wissen über diese Stoffwechselstörung, kann jeder die nötigen Änderungen im persönlichen Alltag treffen und ist in der Lage in auftretenden Belastungssituationen richtig zu reagieren.

Folgende Bücher sind zu dem Thema HPU/KPU zu empfehlen:

· Stoffwechselstörung HPU: Diagnose, Vitalstoffe und Entgiftung bei Hämopyrrollaktamurie
Für Patienten und Therapeuten
16. September 2015
von Tina Ritter und Liutgard Baumeister-Jesch
ISBN: 9783867311526

· Stoffwechselstörung HPU: Wenn Stress krank macht. Das Selbsthilfe-Programm
21. Februar 2018
von Tina Maria Ritter
ISBN: 9783432105727

· HPU und dann.?: Beschwerden und Erkrankungen infolge von Pyrrolurie
Juni 2005
von Kamsteeg, J und Ad Meewis
ISBN: 9789080911727


· Leben mit KPU - Kryptopyrrolurie: Ein Ratgeber für Patienten
25. Juli 2017
von Joachim Strienz
ISBN: 9783886039739